Die Leute sagen oft zu mir:
‚Bittet für mich (bei Gott)!‘ Dann denke ich:
Warum geht ihr aus?
Warum bleibt ihr nicht in euch selbst?
und greift in euer eigenes Gut?
Ihr tragt doch alle Weisheit
wesenhaft in euch.
Meister Eckhart Pred. 6
Alle Unordnung des inneren
und des äußeren Menschen
wird geordnet in der Gelassenheit,
in der man sich lässt und Gott überlässt!
Wer kommen will in Gottes Grund, in sein Innerstes,
muss zuvor kommen in seinen eigenen Grund,
in sein eigenes Innerstes,
denn niemand kann Gott erkennen,
er muss zuvor sich selbst erkennen.
Das Gebet
Jemand mag übers Feld gehen und sein Gebet sprechen
und Gott erkennen;
oder er mag in der Kirche sein und Gotterkennen.
Wenn er deshalb Gott besser erkennt,
weil es an einem ruhigen Platz ist, wo er das gewohnt ist,
so liegt das an seiner Unzulänglichkeit, nicht an Gott.
Denn Gott ist gleich in allen Dingen und an allen Orten
und ist bereit, sich gleich zu geben,
soweit es an ihm liegt.
Man soll Gott nicht als außerhalb
von einem selbst erfassen und ansehen,
sondern als mein Eigen und als das, was in einem ist;
zudem soll man nicht dienen noch wirken um irgendein Warum,
weder um Gott noch um die eigene Ehre,
noch um irgendetwas, was außerhalb von einem ist,
sondern einzig um dessen willen,
was das eigene Sein und das eigene Leben in einem ist.
Manche einfältigen Leute wähnen,
sie sollten Gott so sehen, als stünde er dort und sie hier.
Dem ist nicht so.
Gott und ich, wir sind eins.
Durch das Erkennen nehme ich Gott in mich hinein;
durch die Liebe hingegen, gehe ich in Gott ein.